Der Grundsatz, dass nahezu kein Flug von SpaceX ohne einen neuen Rekord gibt, gilt auch für die dritte Mission des Unternehmens in diesem Jahr. Dieses Mal wurde ein Rekord gebrochen, den bislang die Antares von Northrop Grumman hielt: Den Start mit den meisten Satelliten an Bord. Diese Bestmarke - mit 108 Satelliten an Bord - stammt aus dem Jahr 2018. Allerdings hat auch SpaceX hat bereits frühere Erfahrungen im Transport großer Zahlen von Kleinsatelliten. So brachte das Unternehmen bei einer Mission im Dezember 2018 schon einmal 64 Satelliten mit einer einzelnen Rakete in eine polare, sonnensynchrone Erdumlaufbahn.
Und noch ein wenig Statistik für diese Mission: Die 143 Satelliten stammen aus elf Nationen und haben 24 verschiedene Besitzer, respektive Betreiber.
Der Flug ist der erste seiner Art für SpaceX, bei dem den Entwicklern und Hersteller von Klein- und Kleinstsatelliten die Möglichkeit eröffnet wird, für sehr geringe Kosten eigene Satelliten in häufig frequentierte Orbits zu bringen. Weitere Flüge dieser Art sollen folgen. Die Mission erhielt von SpaceX die Bezeichnung „Transporter 1“. Allein in diesem Jahr will SpaceX noch zwei weitere „Transporter“-Missionen starten. Der Rideshare-Preis pro Kilogramm Nutzlast in den Orbit beträgt bei diesen Missionen nur etwa 4.000 Euro, ein Bruchteil dessen, was Betreiber bei anderen Anbietern bezahlen müssen (z.B. 20.000 Dollar bei Rocket Lab).
Ganz nebenbei eröffnete die Mission für SpaceX auch die Möglichkeit, bei einem vom Kunden bezahlten Flug eigene Satelliten quasi kostenlos mitfliegen zu lassen, denn obwohl sich 143 Satelliten an Bord befanden, lasteten diese kleinen Einheiten die Trägerrakete nicht voll aus, so dass auch noch zehn SpaceX-eigene Starlink-Satelliten mit auf die Reise gehen konnten.
Der Start erfolgte am 24. Januar um 16:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit (10:00 Uhr US-Ostküstenzeit). Für die Mission wurde der Booster 1058.5 verwendet, der bei diesem Flug seinen fünften Einsatz erlebte. Start und Landung der Erststufe verliefen erfolgreich. Für die Landung war das unbemannte Bergungsschiff „Of course I still love you“ 553 Kilometer südlich von Cape Canaveral zwischen Cuba und den Bahamas abgestellt.
Es war der erste Flug von Cape Canaveral aus auf eine südliche polare Route seit den frühen Sechziger Jahren. Normalerweise werden polare Starts in den USA ausschließlich von der Luftwaffenbasis Vandenberg in Kalifornien aus durchgeführt. Nicht nur der Booster konnte unbeschädigt geborgen werden, sondern auch die beiden Hälften der Nutzlastverkleidung, die von den Bergungsschiffen „Go Ms. Tree“ und „Go Ms. Chief“ geborgen wurden.
Die zweite Stufe mit der Nutzlast erreichte achteinhalb Minuten nach dem Liftoff einen ersten Übergangsorbit und führte 45 Minuten danach eine Bahnanpassung durch, nach der ein kreisförmiger sonnensynchroner Orbit in einer Höhe von 550 Kilometern bei einer Bahnneigung von 97,59 Grad erreicht war. 59 Minuten nach dem Beginn des Einsatzes begann die genau choreografierte Absetzsequenz, die mehr als eine halbe Stunde dauerte. Die gesamte Missionsdauer inklusive aller Absetzvorgänge betrug 91 Minuten und zehn Sekunden.
Viele der insgesamt 143 Satelliten wurden nicht direkt von der SpaceX-Transporterstruktur abgesetzt, sondern von Dispensern. So setzten beispielsweise die Exoport-Dispenser Nummer 1 und 2 28, respektive zwei Satelliten ab. Während die Exoports fest mit der zweiten Stufe verbunden blieben, bildet der Sherpa FX-Dispenser eine eigenständige Flugeinheit, die 13 Satelliten absetzte, während drei fest mit ihm verbunden blieben (ELROI, Eyestar-Tag und Celestis 17). Als eigenständiger Satellit gilt auch der „Pulse Carrier“ von D-Orbit, der 20 Satelliten absetzte.
Folgende Nutzlasten und Dispenser bilden eigenständige Einheiten und ergeben in der Gesamtheit die Anzahl von 143 Satelliten.
- 10 x Starlink (USA). Von SpaceX für SpaceX. Je 227 Kilogramm. Kommunikation.
- Sherpa FX-Dispenser „Go now“. Bereitgestellt von Spaceflight Industries.
- ION SVC-CubeSat Carrier 2 „Pulse“ (Italien). Von D-Orbit für D-Orbit.
- GHGSat-C2 (Kanada). Von GHGSat für GHGSat. 15 Kilogramm. Erdbeobachtung.
- Hawk-2a, 2b und 2c (USA), von HawkEye 360 für HawkEye 360 (Elektronische Aufklärung/Technologie). Gewicht unbekannt. Teil der SXRS3-Mission von Spaceflight Industries.
- 3 x ECEYE (Finnland). Von ECEYE für ECEYE. Gewicht je 10 Kilogramm? Erdbeobachtung.
- Izanami/QPS-SAR 2 (Japan). 100 Kilogramm. Von iQPS für iQPS. Erdbeobachtung.
- Whitney 1 und 2/Capella 3 und 4 (USA). Je 100 Kilogramm. Von Capella Space für Capella Space. Erdbeobachtung.
- ARCE-1A, 1B und 1C (USA). Von der Universität von Südflorida für die Universität von Südflorida. Je 500 Gramm. Technologiedemonstratoren.
- ASELSAT (Türkei). Von ASELSAT für ASELSAT. 5 Kilogramm. Erdbeobachtung.
- 5 x Astrocast (Schweiz). Von Astrocast SA für Astrocast SA. Je vier Kilogramm. Kommunikation.
- Charlie (USA). Von Aurora Insight für Aurora Insight. 10 Kilogramm. RF-Sensing.
- 48 x Flock 4s (USA). Von Planet Labs für Planet Labs. Je 5 Kilogramm. Erdbeobachtung
- IDEASSat (Taiwan). Von NSPO/NCO für NSPO/NCO. Ionosphärenforschung.
- 8 x Kepler (Kanada). Von Kepler Communications für Kepler Communications. Je acht Kilogramm.
- 8 x Lemur-2 (USA). Von Spire Global für Spire Global. Je vier Kilogramm. Erdbeobachtung.
- PIXL-1/Cube LCT (Deutschland). Von DLR/Tesat für DLR/Tesat. 5 Kilogramm. Technologiedemonstrator.
- Prometheus 2.10 (USA). Vom US-Verteidigungsministerium für das US-Verteidigungsministerium. Zwei Kilogramm. Technologiedemonstrator.
- PTD-1/ELaNa 35 (USA). NASA Ames/Tyvak für NASA Ames. Elf Kilogramm. Technologiedemonstrator.
- SOMP-2b (Deutschland) von Uni Dresden für Uni Dresden. 2 Kilogramm. Technologiedemonstrator.
- 36 x SpaceBEE (USA) von Swarm Technologies für Swarm Technologies. Je 250 Gramm. Kommunikation.
- UVSQ-SAT (Frankreich), Technologiedemonstrator von der Universität Versailles Saint-Quentin für die Universität Versailles Saint-Quentin. 2 Kilogramm. Technologiedemonstrator.
- 3 x V-R3x (USA) von der NASA für die NASA. Je 1 Kilogramm. Technologiedemonstrator
- YUSAT (Taiwan). Von NSPO für NSPO. 2 Kilogramm. Technologiedemonstrator.
- Hiber 4 (Niederlande) von Hiber Global für Hiber Global. 6 Kilogramm. Kommunikation.
Bild: Missionslogo. Quelle: SpaceX